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Brünigpass

 

Brünigpass
 

Passhöhe: 1008 m
Steigung: 13 %
Passlänge: 19 km zwischen Unterbach (BE) und Giswil (OW)
Verbindung der Täler:
Verbindung der Kantone oder Länder: Bern (BE) und Obdwalden (OW)
Fahrstrasse seit:
Zeittafel:

Entstehung der Alpen

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Brünig
Die Brünigstrasse führt, im Norden, von Giswil am Südzipfel des Sarner Sees über Kaiserstuhl dem hübschen Lungernsee entlang und teilt sich nach der Passhöhe auf 1007 Metern entzwei. Eine Gabelung geht nach Meiringen, die andere nach Brienz. Im ersten Fall beträgt die Strecke 24, im zweiten 20 Kilometer. Eine Schmalspurbahn fährt ebenfalls über den Pass. Der Brünig ist für Botaniker eine wahre Fundgrube.
 

Der Brünigpass
So hat der unvergessene Obwaldener Dichter Heinrich Federer (1866-1928) eine der ergreifendsten  Geschichten seines Jugenderinnerungsbuches „Am Fenster“ betitelt. Beim Umzug seiner Eltern von Brienz nach Sachseln holte der noch nicht dreijährige Bub „in den eiskalten Zimmern des Hospizes auf der Passhöhe  die unheilbare Krankheit“, die ihn während seines ganzen Lebens nicht mehr verliess und in später zur Aufgabe seines geistlichen Berufes zwang: Asthma. So hat denn niemand Ursache, herablassend zu lächeln, weil der Brünigübergang lediglich 1002 m hoch ist, die  allbekannte Schmalspurbahn von Obwalden ins Haslital hinüberführt und sich Sommers wie Winters auf der gut ausgebauten Strasse die Autokolonnen folgen.
 

Seltsame Passlandschaft
Von Norden her muss die Brünigbahn zweimal das Zahnrad einschalten, um auf die Höhe zu gelangen; dazwischen aber surrt sie flink voran, schon gar  in der Talmulde des Lungernsees. Auf der Berner Seite jedoch geht’s in gleichmässiger Steigung, wiewohl an jäher felsdurchsetzter Flanke, ins Aaretal, nach Meiringen hinunter. Warum ist das so ganz merkwürdig verschieden? Und wie erklärt sich die zwischen der Passhöhe und dem Steilhang über dem Dorfteil Obersee liegende sonderbar gewellte Landschaft des eigentlichen „Brünigs“  mit ihren Rundhöckern und durchnässten Mulden, mit Riesenblöcken fremder Herkunft und wirrem Gebüsch? Der Geologe wird uns sagen, dass vor Jahrhunderttausenden ein Seitenarm des Aaregletschers über die Brünigsenke nach Norden floss und das Gelände formte. Bis auf die Feldmoosalp hinauf, mehr als 400 Höhenmeter über dem Brünigpass, liegen noch immer Granite und Gneise aus dem Grimselgebiet. Und wären nicht viele davon zu Bauzwecken gesprengt worden, so würden die Findlinge aus dem Berner Oberland noch immer die Matten nördlich vom Dorf Lungern übersäen. Der Kaiererstuhl jedoch, der das Lungerntal nach Norden abriegelt, besteht aus Bänken von Kalk.
 

Und der See
Aus dem früheren Lungernsee hat die neue Landeskarte einen Lungerersee gemacht. Aber er selber hat sich ja auch in merkwürdiger Weise, wenn auch durch menschliche Eingriffe, gewandelt. Um mehr Kulturland zu gewinnen, senkte man im Jahre 1836 den Spiegel um etwa 35 m ab, indem man einen 420 m langen Stollen durch die Felsbarriere des Kaiserstuhls trieb. Rund 170 ha Wiesenfläche konnten dadurch angelegt werden, was nach altbäuerlichem Mass 400 „Kuhwinterungen“ entsprach. Aber „die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg brachte eine andere Wertung der wirtschaftlichen Möglichkeiten: Sie führte schliesslich zum erneuten Aufstau zum Zwecke der Elektrizitätsgewinnung“ (H. Gutersohn). So nutzte man denn die 200 m Höhendifferenz zwischen dem Spiegel des Lungerersees und dem Giswiler Boden für ein Kraftwerk aus. Und die Folge: 132 Personen sahen sich gezwungen, Haus und Hof zu verlassen, freilich gegen entsprechenden Realersatz, wie dies heute ja in ähnlichen Fällen allgemein üblich geworden ist. Seit 1922 ist das Kraftwerk Unteraa in Betrieb; Lungern aber ist wieder Ufersiedlung geworden und erfreut sich heute als Ferien- und Ausflugsort wachsender Sympathien, besonders seit östlich unter dem Brienzer Rothorn die Schönbühl-Seilbahn in die Höhe der Alp Breitenfeld sirrt.
 

Einfallstor nach Obwalden
Mag der Brünigpass auch nie die Bedeutung eines Nord-Süd-Alpenübergangs wie Splügen so oder Gotthard oder Simplon gewonnen haben, so lässt sich doch nachweisen, dass schon im 14. Jahrhundert eine rege Verbindung zwischen dem Berner Oberland und dem Stand Ob dem Walde bestand. Doch lauerte zugleich die Gefahr, dass Feinde diese naturgeschaffene Pforte benützten. Wir wissen, dass im November 1315 eine östreichisches Ritterheer unter Führung des Grafen von Strassberg durch die Brünigsenke zog – zu gleicher Zeit, als Herzog Leopold von Österreich  durchs Ägerital gegen Morgarten vorstiess. Als aber die Kunde kam, die Schwyzer und die Urner hätten diesen überheblichen Truppen eine fürchterliche Niederlage bereitet, zog sich der Strassberger fluchtartig  zurück. In der Folge erbauten die Obwaldner im blockdurchsetzten Gelände des eigentlichen Brünigs Schanzen und „Letzinen“ – damals ist wohl auch  Burg Rudenz auf Giswiler Boden als Teil des Befestigungsgürtels am nördlichen Eingang des Brünigpasses entstanden. Manche glaubten, der vormalige Wohnturm auf der Geländekuppe datiere schon aus dem 13. Jahrhundert.
 

Nach freier Wahl
Der eine mag der Brünigbahn den Vorzug geben. Andere lenken ihr Motorfahrzeug der kurvenreichen Strasse nach und mögen sich dann auf der Berner Seite nach Brinzwiler-Brinz oder gegen Meiringen wenden. Besser prägt sich uns das wildbewegte Gelände auf dem alten Brünigweg ein, der als markierter Wanderpfad in die Höhe lenkt. Wer aber der Sonnenterasse den Vorzug gibt, mag sich von der Passhöhe nach Osten wenden. Die herrliche Schau vom Hasliberg mit seinen Fraktionen Hohfluh, Wasserwendi, Goldern und Reuti zu den Engelhörnern und zum Wildgerst macht uns den Abschied schwer.
 

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