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St. Lucis Steig   Luzisteig

 
Passhöhe: 713 m
Steigung: 11 %
Passlänge: 8 km zwischen Balzers (Lichtenstein) und Maienfeld (GR)
Verbindung der Täler:
Verbindung der Kantone oder Länder: Lichtenstein (FL) und Graubünden (GR)
Fahrstrasse seit:
Zeittafel:
Fotogalerie:

Entstehung der Alpen
 

St. Lucis Steig
Absichtlich verwenden wir für diesen nördlichen Eingang nach Graubünden den alten Namen; die neue Landkarte hat daraus eine (oder gar einen) Luziensteig gemacht. So schreibt E. Schwabe in seinem praktischen Taschenbuch „Mit dem Auto wandern“: „Der kleine, zwischen dem Falknis und dem Fläscherberg eingesenkte Pass, der Luziensteig, liegt rund 200 m über der Sohle des Rheintales. Er bildet eine Eingangspforte ins Bündnerland. Aber der Chronist Nicolin Sererhart, Pfarrer zu Seewis im vorderen Prättigau, nennt  um 1742 noch den richtigen Namen: „Nicht weit ob der Steig am Berg stunde vormalen das alte Schloss Grafenberg…“ 
 

Wink der Natur
Es liegt ein Stich von 1629 vor, den der Graphischen Sammlung der Zürcher Zentralbibliothek zu verdanken ist. Darauf ist der Rhein als breiter Strom dargestellt, dessen Ufer bis ins Dorf „Flesch“ reicht  und dessen Wellen sogar den Burgfels von „Gutenberg“ im Ländchen Lichtenstein umspülen. In Wirklichkeit zog seit Jahrhunderten der Rhein seine Schlingen bei jedem Hochwasser anders durch die Ebene, in welcher sich heute die Nationalstrassen nach Zürich und  an den Bodensee trennen; das Gelände war derart versumpft, dass hier kein Durchkommen möglich war. Eine römische Strassenkarte aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. bezeugt indessen, dass schon damals der Verkehr über die Steigsenke zog – und von dort soll  nach der Überlieferung auch St. Luzius gekommen sein, der als erster Glaubensbote die christliche Lehre nach Bünden brachte. Heute weiss man, dass die Annahme, er habe aus England gestammt, vermutlich ein Trugschluss ist. Wahrscheinlich gehörte er dem Stamm der „Britteni“ an, die im Prigau wohnten. – Dass aber die Verbindung rheintalabwärts schon viel früher gefunden worden war, bezeugen vorgeschichtliche Funde, In Balzers und damit am nördlichen Fusse der Steig, wurden Gefässteile und höchst merkwürdige Bronzefiguren aus vorrömischen Epochen ausgegraben.
 

Vom Steigkirchlein
Es stellt sich so liebenswürdig und bescheiden an die Strasse, dass man es auf den ersten Blick schon lieb gewinnen kann. Und sicher hat Johanna Spyri in ihrem beinahe weltbekannten Kinderbuch „Heidi“ an dieses malerische Gotteshaus gedacht, als sie vom Dörfli berichtete. Bereits ums Jahr 830 erfahren wir von dieser Andachtsstätte. St. Luzi war nachweisbar die Mutterkirche der Gesamtgemeinde Maienfeld-Fläsch, wenn hier von Mitte des 15 Jahrhunderts auch nicht mehr regelmässig Gottesdienst gehalten wurde. Fast unglaublich mutet die Tatsache an, dass hierher auch die zugewanderten Walser aus längst  verschwundenen Siedlung Stürfis – auf 1600 m und damit 900 Höhenmeter über der Steig gelegen –„begräbnispflichtig“ waren. So mussten denn die Toten auf unheimlich steilen und rauen Wegen jeweils zu Tal  getragen werden. Geradezu erschütternd aber ist die Erzählung von Elli und ihrem Liebsten Oswald: Er hatte im Tal unten Waren für die bevorstehende Hochzeit geholt, geriet in einen fürchterlichen Schneesturm und sank beim Grossen Stein erschöpft zusammen – Elli aber war ihm besorgt entgegengegangen, verlor die Richtung und kam endlich zum selben Grossen Stein,  an dessen Bergseite sie warten wollte, aber dem Tod entgegenlief. Vier Schritte nur – und sie hätten sich gefunden. Das unerbittliche Geschick hat’s anders gewollt.
 

„Die Bündnerische Schanz“
Der schon erwähnte Pfarrer Sererhard erklärte:
 „Ein Stuck vor dem Kirchlein steht die Bündnerische Schanz, ist ein ziemlich ansehnliches Werk mit einem Portal versehen, dabei auch ein Wachthaus. Allda muss ein Zoll von passierenden Kaufmanns Gütern abgelegt werde.“  Im Grunde wundert sich niemand, dass der von Natur so deutlich vorgezeichnete Nordeingang in die Bündner Herrschaft und damit weiter zu den bedeuteten Alpenpässen an seiner schmälsten Stelle befestigt war. Und dass man an diesem Durchschlupf in einer Epoche allgemeiner Strassen- und Brückenzölle auch Abgaben erhob, liegt auf der Hand. Vom Fuss der Felsenfeste Grafenburg,  von ihr sind nur noch Mauerreste vorhanden, zog sich schon vor dem Jahr 1500 eine aus groben Blöcken geschichtete „Letzi“ an den gegenüberliegenden  Steilhang. Ihre Spuren sind bis zur Gegenwart erkennbar. Im Schwabenkrieg von 1499 wurde  die Befestigungsanlage von den österreichischen Truppen erstürmt, jedoch kurz darauf von den  Bündnern zurückerobert. Im Jahre 1703 wurde der erfahrene Zürcher Werkmeister Kaspar Werdmüller mir einer Neuanlage beauftragt; von ihr ist noch das nördliche Tor gegen Lichtenstein erhalten. Die heute noch bestehenden Festungsteile wurden hauptsächlich vom bündnerischen Obersten und Oberingenieur  Richard La  Nicca (1794-1883) geplant und unter seiner Leitung ausgebaut. Dass die Unterkünfte immer noch verwendet werden, weiss mancher Bündner Soldat von seiner Rekrutenschule her. Das indessen solche Mauern im modernen Kriegsgeschehen keine Rolle mehr spielen, ist leicht ersichtlich – was freilich nicht heissen will, der felsdurchsetzte Fläscherberg und seine Umgebung hätten strategisch „ausgedient“.

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