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Oberalp   Oberalppass

Oberalppass
 

Passhöhe: 2044 m
Steigung: 10 %
Passlänge: 32 km zwischen Andermatt (UR) und Disentis / Mustér (GR)
Verbindung der Täler: Urseren (UR) und Tuetsch (GR)
Verbindung der Kantone oder Länder: Uri (UR) und Graubünden (GR)
Fahrstrasse seit:
Zeittafel:

Entstehung der Alpen

Strassenzustand Oberalp
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Der Oberalppass 

Im ganzen weiten Gebiet der Alpen gibt es keine zweite Längstalfurche, die so ausgeprägt ist wie die Linie zwischen Chur und Martigny: Fast in gerader Linie trennen Vorderrhein,- Ursern- und Rhonetal die Gebirgszüge in Nord- und Südalpen. So wird sich niemand wundern, dass schon die Römer im ersten nachchristlichen Jahrhundert die Grenze zwischen „Germania superior  und „Raetia prima“ so zogen, dass sie vom heutigen Graubünden über den Oberalppass und die Furkahöhe ins Wallis griff, ja das gesamte Rhonetal  bis an den Genfersee hinab umfasste. Damit  war eine frühe Verkehrsrichtung gegeben, wenn sie auch nie zu ähnlicher Bedeutung kam wie die Nord-Süd-Verbindung über die Alpen hinweg. 
 

Nord-Süd-Verbindung über die Alpen hinweg

Was Namen besagen

Man kann aus Urkunden sicher schliessen, dass ums  Jahr 1100 „Usaria“ (Das Bärental) lediglich sommerliches Alpengebiet ohne ständige Besiedelung war. Bis zur  Furkapasshöhe hinauf gehörte diese Gelände dem Benediktinerkloster Disentis, das schon um 750  in der „Desertina“ (Einsamkeit ) gegründet wurde. Die Gegend war damals wie heute ganz romantisch, worauf ja die alten Fuhrnamen hindeuten. Jim Jahre 1309 treten nun aber in einem Vertrag zwei Männer namens Konrad „an der Matte“ (Vater und Sohn) auf – der sprachliche Weg zum Dorfnamen Andermatt ist hieraus nicht schwer zu finden. Diese Leute aber  müssen deutschsprachiger Herkunft gewesen sein: Sie kamen aus dem Goms, dem obersten Abschnitt des Rhonetals. Die weitere  Wanderung nach Osten war eigentlich gegeben. Der  Oberalpübergang mit seinen sanften Lehnen und weichwelligen Weiden bot keine  Schwierigkeiten. So ist man heute überzeugt, dass sich einzelne kinderreiche Familien aus dem Oberwallis zuoberst am Vorderrhein ansiedelten: Tschamut hängt offensichtlich mit dem typischen Walliser Namen „Zmutt“ zusammen. Wie interessant kann  doch Namenforschung sein: Wenn um 1402 das Dorf RuèrasRiferis“ heisst, lässt sich daraus unschwer die Beziehung zur „Rüfi“ entnehmen, die noch heute  durch einen alten Ablenkdamm von der Siedlung abgehalten wird. Der Weiler Selva hiess Anno 1456 noch „im Holz“ und wurde erst später romanisiert: „Silva“ oder „Selva“ bedeutet „Wald“. Nur noch spärliche Reste stehen von der einstigen Burg Pontaningen  unterhalb Dieni; der Name aber spricht für sich. Die Endung –ingen ist Typisch alemannisch, kommt namentlich in Süddeutschland und in der Nordschweiz vor, aber auch drüben im Goms (Reckingen, Gluringen, Selkingen, Blitzingen). Jene Weiler wurden wahrscheinlich im früheren 9. Jahrhundert von den einem aus dem Berner Oberland vorstossenden Alemannentrupp gegründet, von dem später mehrere Familien ins Bündner Oberland, vielleicht bis Obersaxen vorstiessen. „Drauf, als der Boden nicht mehr Gnügten tat der Zahl des Volkes“ –so steht’s in  Schillers Tell, suchten sie als Kolonisten neuen Nährgrund.
 

 

Früherer Passverkehr

Aber auch alte Mauern können reden. Der Berichterstatter hat sich ausgiebig mit der Ruine Pontaningen, dem 1252 genannten Wilhelminus de Bultininga und  seinen Nachkommen befasst, von denen einer Abt des Klosters Disentis wurde und massgeblich  zur Gründung des Grauen Bundes (1424) beitrug. Nun – diese Festre kann nie eine Raubritterburg gewesen sein. Dazu ist sie viel zu leicht zugänglich, die Mauern sind zu unbedeutend und schwach. Wohl aber muss dem Wohnturm ein grösseres Gebäude vorgelagert gewesen sein, eine Art „Sust“ (Lagerhaus) für Waren, die nachher über den Oberalppass sowie durchs Val Mila und über die leicht begehbaren Mittelplatten nach Noeden ins Etzli-, ins Maderaner- uns ins Reusstal befördert wurden. Jetzt  ist der Übergang mit hohen Masten der Kraftwerke Vorderrein AG „garniert“, - Vor Jahren hat der frühere Kantonsoberföster von Uri, Dr. h.c. Max Oechslin, dem heute abgelegenen Weiler Porthüsli am Fusse des Bristenstocks  im Ezlital nachgeforscht und ist dabei zu Überzeugung gelangt, das die erste Silbe mir der bündnerischen Einrichtung der „Porten“ (transportvereinigungen) eng zusammenhängt. Hier muss sich demnach eine Niederlassung von Säumer und Trägern befunden haben, welche in Nord-Süd-Verkehr die Waren aus dem Tal der Urner Reuss über die Mittelplatten oder den Chrützlipass ins Tavetsch und weiter über den Lukmanier als  niedrigsten Alpenpass beförderten – damals, als die abgründige Schöllenenschlucht noch für jeden Verkehr unpassierbar war. 
 

Auf Doppelspur

Wir haben hier einmal ausführlich über geschichtliche Forschung berichtet, um nachzuweisen, wie spannend sie in ihren  Ergebnissen werden kann. Doch sei noch darauf hingewiesen, dass der Oberalppass fast auf seiner ganzen Länge von der Linie der Furka-Oberalp-Zahnradbahn begleitet wird; geradezu ein Einzelfall! Wenn wegen der für das Gotthardgebiet typischen hohen Schneemengen der Pass geschlossen werden, so vermittelt doch die Schmalspurbahn mit ihren langen Lavinengalerien  den Verkehr „über den Berg“, so dass das Tavetsch  winters nicht mehr so weltverloren ist wie noch vor fünfzig Jahren. Im Gegenteil: Die Auswertung der Wasserkräfte am Vorderrhein hat äusserlich wie innerlich eine wahrhaft erstaunliche Wandlung eingeleitet.
 

Oberalppass
 

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