Splügenpass
Passo dello Spluga |
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Passhöhe: 2113 m
Steigung:13 %
Passlänge: 39 km zwischen Splügen (GR) und Chiavenna
(Italien)
Verbindung der Täler: Rheinwald (GR) und Val San Giàcomo (Italien)
Verbindung der Kantone oder Länder: Graubünden (GR) und Italien
Fahrstrasse seit:
Fotogalerie:
Zeittafel:
Entstehung
der Alpen
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Der Splügen
Es kommt
im schweizerischen Alpenland selten vor, dass vom gleichen
Ausgangspunkt gleich zwei bedeutende Pässe ausgehen wie der Passo del San Bernardino
und der Passo dello
Spluga. Und ungewöhnlich ist wohl auch,
dass bis in die Gegenwart das Augenmerk der Öffentlichkeit auf einen Alpendurchstich
gelenkt wird, von dem sich
gewisse Industrie- und Wirtschaftskreise viel versprechen: Wir
meinen den Basistunnel Tusis-Chiavenna,
der im weitesten Sinn das Gebiet von Oberschwaben und Bayern mit
der Lombardei und Mailand direkt verbinden würde.
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„Schon die Römer
hatten…“
Mit diesem
Satz beginnt manche Vermutung. Aber für den Splügenpass gilt die
Behauptung sicher. Aus einer Karte des 4. Jahrhunderts erfahren
wir von einer wichtigen Saumwegverbindung, die ihren Ausgang von Mediolanum
(Mailand) nahm und über Comum (Como) und Clavenna
(Chiavenna) und Speluga
(Splügen) nach Curia, ja sogar bis nach
Brigantia am Bodensee vorstiess. So
gibt uns denn der Splügenpass den überzeugenden Beweis, wie
falsch es ist, unter den frühen Siedlern in den Alpentälern Leute
zu vermuten, für welche die Welt hinter den umgebenden
Felsgraten zu Ende ging.
Der Passverkehr – wenn auch auf rauen, primitiven Wegen – ist
mindestens drei Jahrtausende alt. – Aber auch durchs Mittelalter behielt der Posso
dello Spluga
seine Bedeutung. Fürs Jahr 1396 wird urkundlich von einem
erstaunlichen Zoll am Splügenpass berichtet. Er ist interessant, das im Gegensatz zu fast allen andern Festen
die „Burg“ bei Splügen keinen besonderen Namen besass, sondern
einfach unter der Bezeichnung „Zur Burg“ in die Geschichte
einging. Sie war weit weniger ein unzugänglicher Rittersitz als
vielmehr Zollstätte, am alten Splügenweg
gelegen, dessen grobes Pflaster zwischen Sufers
und Splügen an manchen Stellen heute noch erhalten ist.
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Verkehrsförderung in
alter Zeit
In den
Archiven liegt ein Vertrag, laut welchem im Jahre 1443 der
damalige Herr der Talschaft Schams und
Rheinwald, Heinrich von Werdenberg-Sargans,
den Splügnern einen Wochenmarkt
bewilligte in der Hoffnung, dadurch den Verkehr auf dem Pass zu
beleben. Und als sich damals die Klagen über den schlechten
Zustand des Septimerpasses mehrten,
wurde von den Gemeinden am Hinterrhein um 1471 der
bedeutungsvolle Entschluss gefasst, die „Fya
mala“ für Wagen und Schlitten fahrbar
zu machen. Seit 1473 bestanden denn auch auf der ganzen Passlänge
sechs „Porten“ (Fuhrmannszünfte), die den gesamten Waren- und
Personenverkehr betreuen. Die vierte Port umschloss das ganze
Rheinwald, die fünfte den eigentlichen Splügenpass zwischen
Splügen Dorf und dem schon italienischen Montespluga,
die sechste der restliche Strecke bis Chiavenna
hinunter – Konkurrenz wurde keine geduldet. – Schon aus wenigen
Zahlen wird und die grosse wirtschaftliche Bedeutung des Passo dello Splugen bewusst: Um1700 wurden in Splügen
alleine „bei 500 Saumrosse“ unterhalten. Im Gegensatz zum Wallis
spielte das Maultier im Graubünden nie eine grosse Rolle. In der
Folge entstanden dann im Dorfkern jene eindrücklichen
Bürgerbauten, die jedermann auffallen müssen: das nachmalige
Schul- und Gemeindehaus von 1716, das nunmehr Talmuseum
wird und wertvolle Stukkaturen enthält, das herrschaftliche
Doppelhaus des Handelsherren von Schorsch-Albertini an die Brücke über dem Sustenbach,
Anno 1722 das „Bodenhaus“ am Platz, das ein viel besuchter
Gasthof wurde. Und auch das reichgeschnitzte
Gestühl in der Kirche mit der Jahreszahl 1690 und die vornehmen
Grabtafeln in der Friedhofmauer geben Zeugnis von einer
ungewöhnlichen Wohlhabenheit. Den Grund dazu deutet eine berühmte
Niederlage vieler tausend vorbei reisenden, die über den Splügenberg auf Clefen
(Chiavenna) und über den Bernhardin auf
Bellenz (Bellinzona) reisen“
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Sonderfall Splügen
Schon ein
flüchtiger Blick auf die Schweizer Karte beweist uns die
Wichtigkeit des Splügenpasses: Kein
zweiter Alpenübergang führt in so direkter Linie von Süden nach
Norden und umgekehrt wie der Passo dello Spluga.
Ausserdem teilt diese Route den langen Alpenzug in zwei fast
genau gleiche Teile und gibt damit eine treffliche Mittellösung
für die Überquerung des Gebirges. Und schliesslich werden durch
den Splügenpass und seine Zugänge zwei Kultur- und Wirtschaftsgebiete verknüpft,
die durch Jahrhunderte gemeinsamer Interessen wegen verbunden
waren: die Lombardei und Süddeutschland. Deshalb wurde der
Splügen schon früh wenn immer möglich durch den langen Winter
offen gehalten Dies war ein äusserst mühevolles und der Lawinendrohung
wegen gefährliches Werk für die „Rutner“,
eine eigene, verantwortungsbewusste Vereinigung von Wegknechten
unter fachkundiger Führung. Einer Beschreibung aus dem Jahr 1891
entnehmen wir: „Um Montespeluga, der
obersten italienischen Siedlung jenseits der Passhöhe, steigt
nicht selten der Schnee über das erste Stockwerk hinauf, und der
Verkehr von Haus zu Haus muss dann mittels gegrabener Tunnels
hergestellt werden.“ Heute sind die Rutner
freilich ihrer Pflicht enthoben: Bernhardintunnel gewährleistet
einen ganzjährigen Passverkehr.
Weitere Schweizer Alpenpässe
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