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Umbrail   Umbrailpass

 
Umbrail
 
Passhöhe: 2501 m (in Italien)
Steigung: 12 %
Passlänge: 32 km zwischen Sta. Maria (GR) und Bormio (Italien)
Verbindung der Täler: Müstertal (GR)
Verbindung der Kantone oder Länder: Graubünden (GR) und Italien
Fahrstrasse seit: 1901
Zeittafel:

Strassenzustand Umbrail   Entstehung der Alpen

Fotogalerie Stilfser Joch Umbrail
 

Umbrailpass / Stilfser Joch
Sage der Wirklichkeit?
Müstair ist die östlichste  Gemeinde der Schweiz  -  dies weiss sogar ein Primarschüler. Der  kunstgeschichtlich  Interessierte aber wird uns sagen, dass das Frauenkloster St. Johann das dem Dorf „Münster“ ja den Namen gab, zu den Stätten von europäischem, ja von Weltrang zählt: Nirgends haben sich Wandbilder aus dem 8. Jahrhundert so umfangreich erhalten wie gerade hier. Wie kommt dies nur, in diesem anscheinend weltverlorenen  Heimatwinkel? Die Überlieferung erzählt: Nachdem der deutsche Kaiser Karl der Grosse sich anno 774 in Mailand die Königskrone der Lombardei hatte aufs Haupt setzen lassen, schlug er in Begleitung seiner Gemahlin Hildegard und eines grossen Gefolges den Rückweg durchs Veltlin und über den Umbrailpass als nächste Verbindung nach Österreich ein. Da überfiel sie in den Schluchten des Gebirges ein so fürchterlicheres Unwetter, das sie für ihr Leben bangten und gelobten, in der ersten bewohnten Talschaft ein Gotteshaus und ein Kloster zu gründen, wenn sie gerettet würden. Heil gelangten sie zu Tal: Unverzüglich soll Kaiserin Hildegard den Grundstein zur Kirche in Sta. Maria, gelegt haben.
 

  
 

Militärpolitische Bedeutung
Obgleich der Umbrail der höchste befahrbare Schweizer Pass ist, kam ihm doch durch mindestens tausend Jahre eine geradezu entscheidende Bedeutung zu: Der ehemalige Saumpfad verband auf direktem Weg das Inn- und Oberetschtal mit dem Veltlin und damit der fruchtbaren Lombardei. Vor allem während des 16. und 17. Jahrhunderts wurde der Umbrailpass ins Kräftespiel der Mächte einbezogen. Es begann schon in siegreichen Pavierzug  Der Eidgenossen (1512), an dem sich die Bündner massgeblich beteiligten – als Lohn erhielten sie nochmals die einst mailändischen Herrschaften Chiavenna, Veltlin und Bormio. Damit waren die östlichen Alpenpässe, inbegriffen der Umbrail,  fest in ihrer Hand. Wenn während des unseligen Dreissigjährigen Krieges (1618-1648) die Schweiz im allgemeinen glimpflich davonkam, aber die Drei Bünde und Rätien im Gegensatz dazu schwer litten, war letztlich  auch hier auch der Umbrailpass schuld: Es war strategisch wichtiges Bindeglied zwischen  Habsburg-Österreich und dem mit ihm verbündeten Mailand-Spanien. – Selbst noch im Kriegsjahr 1799 brachen französische Truppen von Bormio aus über den Umbrail ins Münstertal ein, um die Österreicher in der Flanke anzugreifen und zu vertreiben. Aus dieser Sicht wird verständlich, dass Österreich schon zwischen 1820 und 1824 die in 46 Kehren auf 2757 m hinaufführende Stilfser-Joch-Strasse erbaute, um so die Schweiz zu umfahren; man muss wissen, dass die Lombardei samt  dem Veltlin und Mailand bis zum Jahr 1859 österreichisch war.
 

Eidgenössisches Seilziehen
„Für die Schwierigkeit der Durchführung der Alpenstrassen in einem komplizierten demokratischen Staatswesen bildet die Entstehungsgeschichte des Umbrailpasses ein typisches Beispiel.“ So hat Dr. Th. Gubler vor fünfzig Jahren geschrieben. Die Anregung zu einer Verbindung zwischen dem Stilfser Joch (Giugo dello Stelvio) und dem Münstertal ging eigentlich von Italien aus. Um 1873 schickte der Bundesrat diesen Vorschlag an die Regierung; aber der damalige Bergeller Vertreter schlug hierfür aus lokalpolitischen Interessen den viel kostspieligeren  Muretopass zwischen Maloja und Sondrio im unteren Veltlin vor, so dass sich die Sache zerschlug. Erst als der Münstertaler Manatschal in die Regierung kam, gelangte wieder der Umbrail ins Blickfeld; doch bedurfte es noch den persönlichen Besuchs des zuständigen Bundesrates, um den Stein ins Rollen zu bringen. Noch standen sich zwei Auffassungen gegenüber. Das Generalstabsbüro befürchtete, mit einer ausgebauten Umbrailstrasse „schaffe man eine gefährliches Einfallstor von Italien und Österreich – die sich damals mir der Schweiz auf der Dreisprachenspitze droben trafen – in unserem Land.“ Bundesrat Schenk indessen soll gesagt haben: „Wir bauen für den Frieden, der die Regel ist. Massgebend müssen die volkwirtschaftlichen, nicht militärischen Gesichtspunkte sein“. Doch dauerte es noch bis 1901, bis die Fahrstrasse durchgehend geöffnet werden konnte. Anerkennend schrieb damals ein Fachmann: „Die Kehren der Umbrailstrasse sind wundervoll angelegt, da die Steigung nicht an der Aussenkante weiterführt wird wie bei vielen der früheren Alpenstrassen, sondern an der Innenkante, so dass die Aussenkante der Kehre fast waagrecht verläuft.“
 

  
 

Grenzwacht Umbrail
Nur noch wenige unserer Leser werden sich persönlich der schweren Wochen und Monate erinnern, als man während des ersten Weltkrieges „in Umbrail“ die erbitterten Kämpfe zwischen Österreichern und  Italienern zeitweise aus der Nähe verfolgen konnte. Der Fussweg, den man heute als Abzweigung beim Schweizer Zollhaus sieht, wurde damals angelegt, damit die Grenze nicht überschritten werden  musste. Hier galt es, auf 2800 m, unter schlimmsten Witterungsbedingungen auszuhalten – anderseits aber ist bei klarem Wetter der Ausblick zur Berninagruppe, in die Silvretta, in die Ötztaler Alpen und namentlich zum Ortlermassiv von atemberaubender Schönheit.
 

  Umbrail
 
 

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